Die eigenen Grenzen kennen

Heike kam wegen Verspannungen in Schulter und Nacken zu mir in die Praxis. Während den ersten Begleitungen auf körperlicher Ebene stellte sich heraus, dass sie zusätzlich unter Hautauschlag, Magenproblemen und nervöser Unruhe litt. Sie lebte in einer für sie sehr herausfordernden Beziehung, die sie beenden wollte und sich nicht traute. Meine Prozessbegleitung unterstützte sie, um unter anderem ihre eigenen Grenzen kennenzulernen und sie körperlich erfahrbar zu machen.

Wo es Grenzen gibt, kann Kontakt entstehen.

Das Setzen von Grenzen ist für ein gesundes und glückliches Leben notwendig. Es unterstützt dabei körperliches und seelisches Wohlsein, Ruhe, Vertrauen und Klarheit zu erlangen.

Im Idealfall ist das Empfinden der Grenze das Spüren einer Selbstgrenze, die uns bewusst macht, dass wir auf eine Weise voneinander und der Welt getrennt sein –  und auch in einer harmonischen Beziehung und Verbindung miteinander und der Welt sein können.

„Wenn wir unsere Bedürfnisse nicht ernst nehmen, tun es andere auch nicht.“

Marshall B. Rosenberg

An der Grenze tritt der Mensch in Kontakt und in Austausch mit der Lebenswelt. Grenzen sind flexibel und veränderbar. Je nach Situation oder Person braucht es zum Näher-Heranlassen oder Auf-Abstand-Halten ein Verkleinern, Weiten, Öffnen oder Schließen der Grenze des Eigenraums. Wie wir unsere persönlichen Grenzen setzen, ist geprägt von unseren Lebenserfahrungen.

Arbeit mit Grenzen führt zur Stressreduktion

Aus unseren Erfahrungen können offensive oder defensive Abwehrmuster entstehen. Die offensiven Abwehrmuster führen eher zu rigiden Grenzen, die defensiven zu vagen Grenzen.

Die Arbeit mit Grenzen trägt zur Stressreduktion bei. Sie steigert die Präsenz, führt zu vertieftem Selbstkontakt, fördert die Kompetenz zur Klarheit im Ja- und Nein-Sagen, fördert die Differenzierung zwischen Selbstkontakt und dem Kontakt zum Gegenüber und lässt ein besseres Gefühl für das eigenen Nähe- und Distanz-Verhalten entstehen.

Spielerische Anleitung zum Grenzen setzen:

1. Nimm dir eine lange Schnur, setze dich auf den Boden und lege mit der Schnur einen Raum um dich herum, so dass du dich wohlfühlst. Spüre nach, wie sich das anfühlt. Wo genau du es im Körper fühlen kannst und wie es sich dort bemerkbar macht.

2. Dann experimentierst du damit, indem du den Raum kleiner machst und wieder nachspürst: Wie fühlt es sich an, wo fühlst du das im Köper und wie macht es sich dort bemerkbar.

3. Der nächste Schritt ist, den Raum größer zu machen: Wie fühlt es sich an, wo im Köper fühlst du es und wie macht es sich dort bemerkbar.

4. Du kannst jetzt auch versuchen, die Form des Raumes zu verändern und zu schauen: Wie fühlt es sich an, wo im Köper fühlst du es und wie macht es sich dort bemerkbar.

5. Nimm diese Körpergefühle mit und beobachte dich im Alltag: Wann treten die in diesem Spiel erforschten Körperreaktionen und Gefühle auf? Kannst du für dich Rückschlüsse daraus ziehen?

Bleibt bei dir und setz‘ deine Grenzen! Bei Bedarf begleite ich dich im Prozess und auf dem Weg.

Teile diesen Beitrag